Die Architekten: Herzog & de Meuron
Ob Allianz Arena in München, Nationalstadion in Peking oder das Museum Tate Modern in London: Die Bauten der Schweizer Architekten Jacques Herzog (66) und Pierre de Meuron (66) sind spektakulär und einzigartig.
So auch die Elbphilharmonie. Die weisse Haut, die Rolltreppe oder die Glasfassade, vieles im Konzerthaus wurde extra für die Elbphilharmonie entworfen und so nie zuvor gebaut. Einige kritisierten, der Perfektionsanspruch der Architekten habe mit zu der enormen Kostensteigerung beigetragen. Aber schliesslich wollte man eines der zehn besten Konzerthäuser der Welt haben.
1978 gründeten Jacques Herzog und Pierre de Meuron ihr Büro in Basel. Mittlerweile arbeitet ein internationales Team von 380 Mitarbeitern an Projekten in Europa, Asien und Amerika.
Der Akustiker: Yasuhisa Toyota
Der 1952 geborene Japaner zählt zu den besten Akustikern der Welt. Neben der Elbphilharmonie arbeitete der Chef des Ingenieurbüros Nagata Acoustics bei wichtigen Konzertsaal-Projekten mit, unter anderem bei der Philharmonie de Paris oder der Walt Disney Concert Hall in Los Angeles.
Für die Elbphilharmonie hat Toyota die «Weisse Haut» entworfen – 10'000 individuell zugeschnittene Gipsplatten, unterschiedlich in Form und Grösse, Gewicht und Oberflächenstruktur, die die Innenverkleidung des grossen Saals bilden. Sie sollen den Schall optimal reflektieren. An der Decke hängt zudem ein riesiger Reflektor, der ebenfalls zur perfekten Raumakustik beitragen soll. Damit keine Geräusche von aussen nach innen dringen – und umgekehrt – schwebt der Saal auf 362 Federkissen.
Es gibt in der Elbphilharmonie keine schlechten Plätze. Aber viele sehr gute.
Der Dirigent: Thomas Hengelbrock
Eine Reise durch die Musikgeschichte und eine Uraufführung von Wolfgang Rihm hat Thomas Hengelbrock für die Eröffnung der Elbphilharmonie am 11. Januar ausgesucht. Seit 2011 hat der international gefragte Dirigent das NDR Elbphilharmonie Orchester auf die Eröffnung der Elbphilharmonie vorbereitet. 70 Konzerte wird das Residenzorchester in dem neuen Konzertsaal bis zum Sommer spielen.
Der 58-jährige Hengelbrock gilt als Dirigent mit charismatischer Ausstrahlung, der sein Publikum immer wieder neu für klassische Musik begeistert. Aufgewachsen in Wilhemshaven, startete er zunächst eine Karriere als Geiger, später gründete er den Balthasar-Neumann-Chor und das gleichnamige Ensemble. Nach Stationen in Bremen und Wien wurde er 2011 Nachfolger von Christoph von Dohnányi.
Wir wussten sofort, mit dem ersten Paukenschlag: Das wird fantastisch!
Der Generalmusikdirektor: Kent Nagano
Vor anderthalb Jahren begann mit Kent Nagano und dem Schweizer Opernintendanten Georges Delnon eine neue Ära in Hamburg – mit spannenden Projekten wie Hector Berlioz' Oper «Les Troyens», der Uraufführung «Stilles Meer» von Toshio Hosokawa über die Atomkatastrophe von Fukushima und Romeo Castelluccis Interpretation von Bachs «Matthäus-Passion».
Kritiker lobten den «profilierten Neustart» und Nagano, «weil er die Hamburger Oper musikalisch wieder vorangebracht hat».
Aufgewachsen ist Nagano in Morro Bay in Kalifornien. Nach seiner Ausbildung in den USA setzte der Dirigent mit japanischen Wurzeln, der für seine leisen Töne und seine unorthodoxe Programmauswahl bekannt ist, seine Karriere in Europa fort. Nach Stationen in Berlin und München leitet der 65-Jährige auch das Orchestre symphonique de Montréal.
Erstmals präsentiert sich das Philharmonische Staatsorchester unter seiner Leitung am 13. Januar in der Elbphilharmonie – mit einer Uraufführung von Jörg Widmann.
Wir sind sehr optimistisch, dass das ein erstklassiges Konzerthaus mit einer erstklassigen Akustik wird.
Barbara Kisseler: Ehem. Kultursenatorin
Barbara Kisseler leitete seit März 2011 die Hamburger Kulturbehörde. Zusammen mit Bürgermeister Olaf Scholz schaffte es die Kultursenatorin mit Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen das Millionenprojekt Elbphilharmonie zu einem guten Ende zu führen. Sie holte Stardirigent Kent Nagano als Nachfolger von Simone Young an die Elbe, verlängerte den Vertrag von Ballettintendant John Neumeier und sicherte zugleich sein Erbe für Hamburg.
Barbara Kisseler hatte in der Hamburger Kulturszene einen guten Ruf, sie war ausgezeichnet vernetzt. Zuletzt war die Kulturpolitikerin in Erscheinung getreten, als sie im Sommer 2015 als erste Frau an die Spitze des Deutschen Bühnenvereins gewählt wurde.
Die offizielle Eröffnung der Elbphilharmonie am 11. Januar 2017 wird sie nicht mehr erleben. Am 7. Oktober 2016 verstarb Barbara Kisseler nach schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren.
Die Elbphilharmonie ist uns lieb und teuer – die Reihenfolge ist hier im Moment beliebig.
Der Generalintendant: Christoph Lieben-Seutter
Viele beneiden Christoph Lieben-Seutter um seinen Job in einem der spektakulärsten Konzerthäuser der Welt. Seit 2007 verantwortet der gebürtige Wiener ein abwechslungsreiches Programm, das auch neue Besucherschichten in das Konzerthaus locken soll.
Sein Konzept scheint aufzugehen: Fast alle Konzerte in der ersten Spielzeit bis Ende Juni sind bereits ausverkauft. Die Klassikstars stehen Schlange, um in dem neuen Konzerthaus auftreten zu dürfen. Keine schlechte Aussichten für die nächsten vier Jahre, in denen der 52-Jährige Österreicher, der mit der Librettistin Theresita Colloredo verheiratet und Vater von drei Töchtern ist, auf jeden Fall noch in Hamburg bleiben will.
Die Elbphilharmonie ist ein Weltwunder geworden.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 05.01.2017, 09:02 Uhr